"Was der Pfarrer kann, kann ich schon lange!", tat Chrigels später angekommener, leicht angeheiterter Nachbar aufmerksamkeitsheischend am Stammtisch. "In der Bibel stehen wunderbar viele Geschichten, und jedes Jahr bringt der Herr von der Kanzel dieselben. Ich muss schon gar nicht mehr auf den Kalender schauen! Was soll das für eine Kunst sein?" Die Zuhörenden nickten, aus einer Ecke war ein leise gemurmeltes "Räacht hädr!" zu vernehmen.
Der Bibel könne man sowieso keinen Glauben schenken, das Ganze spiele sich in einer ganz anderen Kultur ab. Er glaube noch immer an die Prophezeihung des 'Sterni', welcher kürzlich im Altstätter Bürgerheim eingezogen war. "Dieser hat mir versichert, dass die Sterne nie lügen und er aus ihnen die Wahrheit über die Zukunft entnommen habe." Den Sternengucker kannten alle im Raum.
"Der wahre Erlöser werde ein künftiger Weiser aus dem Appenzellischen sein, welcher irgendwann im fernen Urwald nach einer Gefangennahme zu Eingeborenen geführt und von diesen als der Erlöser ihrer Prophezeihungen erkannt worden sein wird. Diese Nachricht werde um den Globus gehen, vielleicht werde ich noch davon erfahren, er, der Sterni, sei schon recht alt."
Erheitert nahmen die Umsitzenden die Anekdote auf. Von einem seltsam verhaltenen Lachen der Runde begleitet, sinnierte der angeheiterte Harder Guscht: "Dass der Sterni gerade auf einen Appenzeller kommt, müsste eigentlich zu denken geben. Auch der Sterni hat gerne einmal ein Glas Wein getrunken, bestimmt hat er einen Stern doppelt gesehen oder gar verwechselt. Und sowieso, wie soll ein Appenzeller in einen Urwald kommen, diese Blesszüchter dort schaffen es ja nicht einmal über den eigenen Zaun!"


@